Siebter Januar Zweitausendzweiundzwanzig. Die Schneeflocken vor meinem Fenster liefern sich einen Wettkampf im Umherwirbeln. Welche schafft am meisten Drehungen, bis sie auf die Erde fällt? Wenigsten können sie hoffnungsvoll im Fallen sein, denn die Erde scheint kalt genug, damit sie auf ihr liegen bleiben können anstatt direkt zu schmelzen. Hoffnungsvoll im Fallen, wann war ich das zuletzt?
Während es vor meinem Fenster immer weißer wird, wird es mir hier drinnen immer wärmer. Besonders ums Herz. Mir ist warm ums Herz, weil ich beschlossen habe, es zu öffnen. Für all das, was ich bisher aus Angst und Schutz abgewehrt habe, bevor es mich wirklich berühren konnte. Um stark und resilient zu sein, habe ich darauf aufgepasst, dass nichts eindringt, was mich belasten oder verletzen könnte. Dass mich gewisse Dinge kalt lassen, um nicht noch einmal das fühlen zu müssen, was ich bereits fühlen musste. Aber so funktioniert das echte Leben nicht, oder? So funktioniert Liebe nicht.
Ich spüre, dass es an der Zeit ist, Platz für das Echte zu machen. Für das echte Leben und die Liebe.
Die vergangenen Tage, die man als „zwischen den Jahren“ bezeichnet, haben irgendetwas in mir bewegt. Abgesehen von den Gedanken um potentielle Vorsätze, die ich gar nicht so nennen möchte, weil mich Vorsätze unter Druck setzen. Abgesehen davon habe ich gemerkt, dass ich irgendwie offener bin, noch bevor ich selbst den Beschluss gefasst habe. Offen für alles, was in mich strömen möchte. Dass mich Stimmungen, Gefühle, Energien vollkommen einnehmen, kenne ich von meiner Hochsensibilität. Aber in den letzten Tagen hat es sich anders angefühlt. Besser, möchte ich sagen. Ich bin nicht nur offen für all die Schwingungen um mich, sondern auch für alles andere, das in mein Leben kommen darf. Nicht nur so daher gesagt offen, sondern wirklich offen. So richtig durchlässig und empfänglich, so richtig neugierig und erwartungsfrei. Und trotzdem vertrauensvoll.
Mit dem positiv gestimmten Offensein ist es ein bisschen wie mit dem hoffnungsvollen Fallen – beides basiert auf Vertrauen. Und das scheint irgendwo in mir zu wachsen.
2022, ich bin ready für dich. Für das wahre, echte Leben mit all seinen intensiven Gefühlen, Momenten und Herausforderungen – schön oder nicht. Ich will mein Herz nicht länger in einen Kokon packen und bewachen, aus Angst, an dem, was da kommt, zu zerbrechen. Stattdessen will ich offen auf all das zugehen und es fühlen und wahrnehmen und aufsaugen, um mich und das Leben wirklich zu spüren. Im Kokon funktioniert das nicht. Ich will das nutzen, was ich ohnehin schon in mir spüre – wachsendes Vertrauen, den Ruf nach Wahrhaftigkeit und die schonungslose Offenheit – und darauf basierend die besten Momente kreieren. Ich will mich nicht länger verstecken und zurückhalten und auf etwas warten. Keine Ausreden mehr.
Ich will es selbst erschaffen – jetzt, echt, wahrhaftig und wunderschön.