Ich glaube an die Liebe. Ich glaube nicht an Gott. Ich glaube an Energien. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich glaube, dass ich hier bin, um mein Talent so einzusetzen, dass ich anderen damit helfe. Ich glaube nicht, dass es nur eine Wahrheit gibt. Ich glaube, dass wir alles in uns haben, um Großes zu erreichen. Ich glaube nicht, dass Träume zu groß sein können.
Manchmal sagen wir „glauben“, obwohl wir „wissen“ meinen. Vielleicht aus Unsicherheit. Wir streuen das Wort beinahe inflationär in unsere Sätze und glauben damit ganz schön viel. Nur nicht an uns selbst. Mit dem Glauben an sich selbst ist der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, die eigene Stärke, die eigene Daseinsberechtigung gemeint. Doch stattdessen glauben wir, nicht genug zu sein, zu dick oder zu dumm zu sein, zu faul oder zu verbissen, zu alt oder zu groß. Davon sind wir so felsenfest überzeugt, dass wir glauben, es zu wissen. Unserem Glauben zufolge sind wir vieles, aber niemals genug. Und wenn ich von „wir“ spreche, dann schließe ich mich ein.
Was ich darüber gelernt habe
Ich dachte, ich könnte das inzwischen. Das mit dem an mich Glauben. Immerhin habe ich zig Ratgeberbücher gelesen, Podcasts gehört, Online-Kurse gemacht, regelmäßig meditiert, reflektiert und darüber geschrieben. Doch es gibt sie immer wieder: die Momente, in denen der einzige gefestigte Glauben über mich, ja das beinahe schon Wissen ist, dass ich nichts kann. Wenn sich kleine Fehltritte und negative Kritik häufen und ich den Kritiker*innen sofort mehr Glauben als meinen Fähigkeiten schenke. Oder wenn ich mich konsequent ablenken lasse und nichts auf die Reihe bekomme. Oder ich anderen bei ihren Erfolgen zusehe. Hach ja, wie ich sie liebe, diese Momente. Dabei fühle ich mich immer so richtig gut und frei und energiegeladen und selbstbewusst. Nicht.
Aber was ich inzwischen weiß, ist, warum sich gerade dieser Glauben bei mir als Wissen einschleicht. Und zwar hat er sich schon vor langer Zeit gefestigt. So wie bei vielen von uns, so wie bei dir vielleicht auch. Ich wurde in meiner Kindheit für meine Fehler geschimpft, meiner Empfindung nach unverhältnismäßig doll. Dafür möchte ich niemandem einen Vorwurf machen. Aber ich weiß inzwischen, dass mich die „Bestrafung“ für meine Fehler nachhaltig verletzte und den Glauben entstehen ließ, nicht gut genug zu sein und keine Fehler machen zu dürfen. Und es ist gut, dass ich das weiß. Denn das Bewusstsein darüber nimmt dem Glauben etwas von seiner Felsenfestigkeit.
warum ich darüber schreibe
Inzwischen bin ich mir dessen nicht nur generell bewusst, sondern bemerke es in der Situation selbst. Ich entlarve den sich als Wissen verkleideten Glauben und den dazugehörigen Strudel aus Selbstzweifeln, in den ich dann gerne gerate. Und wie wir alle wissen, ist der erste Schritt zur Veränderung die Erkenntnis. In meinem Notizbuch reihen sich Seiten an Seiten, auf denen ich immer ähnliche Szenarien beschreibe: Ich befinde mich mitten im Strudel von Überzeugungen über mich selbst – eine fieser als die andere – und verzweifle bei meinen vergeblichen Versuchen, herauszuklettern. Das mag für den Leser nicht besonders spannend scheinen, hat mir jedoch dabei geholfen, zu reflektieren und meine Muster zu erkennen. Vielleicht hilft es dir ja auch.
Warum ich dann auch noch hier darüber schreibe? Weil ich nicht nur glaube, sondern weiß, dass sich viele von uns in ähnlichen Strudeln gefangen sehen, auch wenn sie es vielleicht nicht als solche wahrnehmen. Und deshalb nutze ich meine Worte um euch, um dir zu sagen: Nur weil du glaubst, zu wissen, dass du nicht gut genug bist, ist das noch lange nicht die Wahrheit. Dein schlaues Köpfchen hat sich mit der Zeit allerlei Überzeugungen zurechtgelegt, um sich vor wiederholten Verletzungen zu schützen, und verkauft sie dir als Wahrheit, damit du sie beibehältst. Dabei ist die eigentliche Wahrheit: Du bist wundervoll und gut und stark genug, um das Risiko einzugehen und an dich selbst zu glauben. Kritiker*innen kommen und gehen und es werden nie alle gut finden, was du tust, und manche werden recht haben mit ihrer Kritik und du wirst daran wachsen und lernen, aber dabei immer schon gut genug sein.
Du bist genug so wie du gerade bist, weil du bereits alles in dir hast, um das zu tun, was dich erfüllen wird.
So wie auch ich gehst du deinen eigenen Weg, auf dem dir weder Schreiben noch Meditieren helfen müssen. Nur weil ich es so erzähle, muss es nicht für dich so gelten. Vielleicht bist du auch schon viel weiter und kannst mir noch etwas beibringen. Das, worum es mir hier geht, ist, offen und ehrlich zu sein, die eigenen Worte zu nutzen, um andere zu bestärken, aber eben auch, um eigene Schwierigkeiten zu kommunizieren, um überhaupt ein Gespräch zu ermöglichen, zu inspirieren und zu lernen. Denn ich glaube, dass es darum geht im Leben. Ich glaube es.