Wenn ich schreibe, dann tanzt mein Herz. Wenn ich eigene Geschichten aufschreibe, wenn ich Menschen mit meinen Worten bewegen und bestärken kann, wenn ich Texte in Magazinen veröffentlichen darf, wenn ich an der Gestaltung und Umsetzung eines ganzen Magazins mitwirken darf. Es erfüllt mich mit Freude, Leidenschaft und ganz viel Dankbarkeit. Beim Schreiben, Konzipieren, Kreativsein und später dann Veröffentlichtes in den Händen Halten empfinde ich eines der wundervollsten Gefühle der Welt. Besser könnte es also gar nicht sein, oder?
Und trotzdem zweifle ich. An mir und meinen Fähigkeiten. An meinen Leistungen. An meinen Entscheidungen. Am großen Ganzen. Trotzdem schäme ich mich manchmal für mein Einkommen. Trotzdem bin ich manchmal unsicher, wenn ich anderen von erzähle. Trotzdem fühle ich mich manchmal klein und unbedeutend.
Es kriselt
So steht mein erfülltes Herz nicht selten meinem ängstlichen Verstand gegenüber. Es kriselt zwischen den beiden, die flimmernde Spannung ist beinahe zu sehen. Zu spüren ist sie allemal, irgendwo in mir zwischen Brust und Hals. Es ist als könnte ich die ganze Welt umarmen, im letzten Moment jedoch gebremst und von einer unsichtbaren Macht zurückgehalten werden. Mein ängstlicher Verstand sperrt mich in einen Käfig aus Sorgen und Zweifeln. Lieber nicht, sagt er. Lieber nicht zu wohlfühlen mit dem Schreiben, sagt er. Lieber nicht auf die Erfüllung bauen und dankbar sein. Ist doch viel zu unsicher und trügerisch, wirft doch viel zu wenig ab, ist doch nichts mit Zukunft. Mein Herz ist laut und quirlig, aber mein Verstand weiß es zu übertönen mit seinem gemäßigten, aber sehr bestimmten, vernunftgesteuerten Ton.
Und dann sitze ich da. Mit angespannter Brust, Konflikt in mir und unsichtbarem Käfig um mich. Und komme nicht vor und nicht zurück. Außen bewegungslos, innen voller fliegender Gedankenfetzen und verwirrter Gefühle. Mein Herz und mein Verstand spielen Ping Pong in mir und ich bin ihnen scheißegal.
ein käfig dient mir nicht
Nein, natürlich weiß ich, dass das nicht stimmt. Mein Verstand wünscht sich Sicherheit, mein Herz nichts sehnlicher als Erfüllung und beide meinen es gut mit mir. Da sprechen zwei Stimmen in mir, die beide ihre Berechtigung haben. Und letztendlich ist es an mir, mich zu entscheiden, welcher Stimme ich folge. Mit jeder Situation neu. Irgendwie ist das auch toll. Ich selbst habe die Power, immer wieder neu zu wählen. Möchte ich mich gerade in erster Linie vernünftig entscheiden, um mich sicher zu fühlen, oder möchte ich auf mein Herz hören, um erfüllt zu sein? Auch wenn ich ein absoluter Herzmensch bin und meinen Verstand mit seiner Vernunft, seinen Sorgen und seinen Zweifeln die meiste Zeit einfach nur rausschmeißen möchte, erkenne ich seinen Zweck.
Doch ich möchte lernen, seine Stimme auch wirklich leise drehen zu können in den Momenten, in denen ich mich für mein Herz entscheide. Denn ein Käfig dient mir nicht. Nie, um genau zu sein. Es ist wichtig für mich, seine unsichtbaren Mauern ein für alle Mal einzureißen, um das tun zu können, was ich wirklich möchte. Um meine Gedanken und Worte in die Welt hinausschreien zu können, um zeigen zu können, wer ich bin und was ich kann, um noch mehr Ideen überhaupt entstehen lassen zu können. Nur ohne Grenzen haben meine Gedanken auch den Platz, den sie verdienen, um zu wachsen und größer und irgendwann zu Visionen zu werden. Und sind sie dann Visionen, sprechen immer noch zwei Stimmen in mir. Aber das ist gut so. Denn meine Visionen erfüllen mein Herz und halten meinen Verstand instand. Nur das Schreiben lässt mich leben.
Ein Kommentar zu “Erfülltes Herz vs. ängstlicher Verstand”